Wolfgang Neuss - ein Porträt | Karin Köbernick Ich bin kein Beispiel - ich bin ein Vorspiel, sagt Wolfgang Neuss in "Der Mann mit der Pauke". Neuss, der Allerweltskerl und hemmungslose Spötter, als bundesdeutsche Schandschnauze verschrieen, ist immer gut für handfeste Skandale und einen vielstimmigen Aufschrei der Nation.
Professor Bernhardi Hörspiel Nach der gleichnamigen Komödie von Arthur Schnitzler Mit: Alfons Hoffmann, Günter Gube, Ernst Ernsthoff, Franz Johann Danz, Franz Dehler, Helmuth Hiller u. a. Hörspielbearbeitung und Regie: Amido Hoffmann (Produktion: Schweizer Radio DRS 1966) Wien, um 1900: Die junge Philomena Bejer befindet sich nach einer Abtreibung im kritischen Zustand. Der liberale jüdische Arzt Bernhardi hindert einen katholischen Priester daran, seiner im Sterben liegenden Patientin die letzte Ölung zu erteilen und ihr so ihren Zustand erst bewusst zu machen. Bernhardis menschliche Handlungsweise wird zum Ausgangspunkt einer gegen ihn geführten antisemitischen Kampagne.
Das Brechen der Brote Von Nina Bußmann Regie: Stefanie Ramb Mit: Lilith Häßle, Astrid Meyerfeldt, Timur Iþýk, Laura Balzer, Linn Reusse, Ole Lagerpusch, Katharina Leonore Goebel, Carolin Haupt, Thomas Fränzel, Sylvana Seddig, Marie Bonnet Komposition: Magda Drozd Ton und Technik: Jan Fraune und Eugenie Kleesattel Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2022 Länge: 86"42 Judith ist auf der Suche nach ihrer Schwester, die ihre Familie verlassen hat, um ein anderes, ein besseres Leben zu beginnen. Sie findet sie in einer Landkommune. Ein Hörspiel über Möglichkeiten und Unmöglichkeiten eines Neubeginns. "Meine Schwester hat ihre Familie, ihre Kinder verlassen, um sich euch anzuschließen. ,Etwas, das sich so richtig anfühlt, kann nicht falsch sein," schrieb sie. Sie hat schon viele Entscheidungen getroffen, die ich nicht verstehen kann. Aber diese hier interessiert mich. Ich will wissen, wo sie gelandet ist." Judith ist Journalistin und Ethnologin, sie interessiert sich für Radikalität, für Geschichten des Protests und des Rückzugs. Als ihre Schwester verschwindet, findet sie sie in einer Landkommune. Die Menschen dort wollen ein anderes Leben führen. Sie sind für eine Gesellschaft ohne Eigentum, organisieren sich selbst und sprechen viel über ihre Gefühle. Judith will sie zwei Wochen lang begleiten, will Fragen stellen und verstehen, warum die Kommunarden ihr altes Leben hinter sich gelassen haben. "Ich rechne nicht damit, als eine andere zurückzukehren. Ich hänge an meiner Mietwohnung, an meinen flexiblen Arbeitsverhältnissen und meiner seriellen Monogamie. Ich weiß, dass diese Lebensform oft traurig macht. Ich hänge auch an meiner Traurigkeit." Nina Bußmann, geboren 1980 in Frankfurt am Main, Schriftstellerin. Sie studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie in Berlin und Warschau und lebt heute in Berlin. Für ihre Romane erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen und Stipendien, u.a. den Robert-Gernhardt-Preis. Romane u.a. "Der Mantel der Erde ist heiß und teilweise geschmolzen" (2017), "Dickicht" (2020).
Ortswechsel. Und kein Bär in Sicht Von Angelika Voigt Musik: Tarwater Regie: Alexander Schuhmacher Jakob Diehl, Hans Löw, Anjorka Strechel, Yohanna Schwertfeger, Rafael Stachowiak NDR 2020 Zwei Paare in der Wildnis Alaskas. Sie sind auf einem Event-Trip der Luxusklasse. Ausgesetzt in einem Zelt, ohne Handys, abgeschnitten von jeglicher Zivilisation. Die Flucht in prähistorische Zeiten haben sich die Vier anständig was kosten lassen. Schließlich gilt es, dem Wohlstandsüberdruss und der Ich-Ermüdung zu entkommen, dem Impuls-Gewitter im eigenen Kopf und den Beziehungsagonien. Doch zwischen den beiden Paaren schwelen Konflikte und zwischen den Männern entbrennen Machtkämpfe. Das selbstgewählte Setting wird zur echten Herausforderung. Weitere Informationen unter ndr.de/radiokunst. 19:00 - 19:03 Uhr Nachrichten, Wetter Kriminalhörspiel
Vermaledeit seyst du Zur Geschichte der Hatespeech Von Christoph Spittler Regie: Susanne Krings Produktion: Deutschlandfunk 2023 Hass: eine der grundlegenden menschlichen Emotionen. Gehasst wurde schon immer, und dem Hass wurde auch sprachlich Ausdruck gegeben. Aber die Struktur der Hassrede ändert sich. Die Inquisitoren der Hexenverfolgung legitimieren die angebliche Minderwertigkeit der Frau mit kalter Rationalität. Goebbels vergleicht das Judentum mit einer Infektionskrankheit. Punkrock brüllt seine Wut auf die verlogene Wohlstandsgesellschaft heraus. Westdeutsche Spießbürger der Nachkriegszeit stammeln ihren Hass auf "Gammler" und unangepasste Studierende naiv in die Fernsehkameras, der rechte Facebook-Mob der Kommentarspalten übt sich gern in unbeholfenem Sarkasmus. Was sagt die Sprache des Hasses über ihren historischen Kontext? Welche rhetorischen Strategien kehren immer wieder? Vermaledeit seyst du
Nach einem wahren Fall: Ein Ehepaar scheitert an den Tugendvorstellungen seiner Zeit Der charmante, lebensfrohe Graf Holk lebt scheinbar harmonisch auf seinem holsteinischen Landgut mit seiner Gattin, der herrenhuterisch erzogenen tugendstarken Christine. Aber immer wieder geraten seine Nachsicht und ihre Selbstgerechtigkeit, ihre bibelfeste Unerbittlichkeit und seine aristokratische Gelassenheit in Konflikt, zum Beispiel bei der Erziehung der Kinder.
Moderation: Andrea Schwyzer Matria Der Blechblaskünstler Matthias Schriefl und die ukrainische Pianistin und Sängerin Tamara Lukasheva treten seit bald zehn Jahren gemeinsam als Matria auf. Sie paaren süddeutsche Volksmusik Tradition mit akustischem Techno und Gesang aus den Karpaten. Bei allem Jodeln und Singen ist das ernsthafter, gefühlvoller Jazz von zwei außergewöhnlichen Talenten. - Konzertaufnahme aus dem Rolf Liebermann Studio des NDR.
Mit Theresa Szorek Nasty Women Die dralle Rosalie, hat sich einen Phonographen liefern lassen, der magische Kräfte besitzt. Wo immer sie ihn laufen lässt, bringt er das Mobiliar zum Tanzen, alles dreht sich, alles bewegt sich. Eine vornehme Dame muss einen ganzen Stapel Briefe aufgeben; ihr Dienstmädchen stellt seine Zunge zum Befeuchten der Briefmarken zur Verfügung. Da kommt ein Mann und gibt dem Dienstmädchen einen Kuss - und bleibt mit seinem Bart an ihrer Zunge kleben. Von dieser Art sind die komischen und teils mit bösem Witz ausgestatteten Filme, die Regisseurinnen und Darstellerinnen wie Mable Normand, Alice Guy-Blaché oder Florence Turner in ihren Filmen erzählen. Das Genre der Stummfilmmusik, seit Arnold Schönbergs Begleitmusik zu einer Stummfilmszene ein beliebtes und herausforderndes Metier für avancierte Komponist:innen, wird hier von einer jungen Generation erobert: mit Zeynep Gedizlioglu, Sara Glojnaric, Marta Kowalczuk und Brigitta Muntendorf sind profilierte Stmmen der jungen Komponistinnengeneration dabei, mit Felix Kubin ein Grenzgänger zwischen experimenteller Musik, Hörspiel und Clubkultur. In Kombination mit dem laufenden Bild werden die Stummfilme in den kommenden Wochen bei ARTE zu erleben sein. Brigitta Muntendorf: La Femme Collante Sara Glojnaric: Rosalie et son phonographe Felix Kubin: Madame a des Envies Zeynep Gedizlioglu: What"s the World Coming to Marta Kowalczuk: Should Men Walk Home Max Knoth: Les résultats du féminisme Ensemble Garage, Leitung: Lautaro Muro Fuentealba
Träume vom Orient Von Persien inspirierte Musik Von Michaela Fridrich Schon der Name "Persien" weckt Assoziationen wie ein Reiseprospekt, der die Schönheiten des Orients anpreist: reich geschmückte Paläste, pittoreske Märkte, auf welchen Händler ihre bunten Teppiche ausbreiten, wo der Wohlgeruch unzähliger Gewürzstände einem die Sinne raubt und in versteckten Läden Schleiertänze aufgeführt werden. Persien, das geographisch dem heutigen Iran entspricht, ist das Kernland solch schillernder Phantasien. Unzählige Schriftsteller und Künstlerinnen in Europa haben Jahrhunderte lang an dem Bild mitgewirkt, das unsere Vorstellungswelt von der persischen Kultur bis heute prägt. Aber auch in der Musik haben sich bestimmte Muster herausgebildet, die als typisch persisch beziehungsweise orientalisch gelten und beim Hören eine Klangwelt wie aus Tausendundeiner Nacht beschwören. Daneben gibt es mittlerweile Musikerinnen und Komponisten, die eine ganz andere Beziehung zu der traditionellen Kultur Persiens pflegen und die in ihrem Wirken deren überraschende Vielschichtigkeit offenbaren. Nicht immer, aber häufig, stammen diese Künstler aus dem Iran, oder haben iranische Vorfahren. Dennoch ist ihre Musik sehr individuell und betont unterschiedliche Aspekte der persischen Kultur. Michaela Fridrich unternimmt einen Streifzug durch die große Vielfalt der von Persien inspirierten Musik.